Neulich beim Einkaufen ist mir aufgefallen, dass ich ohne bewusst gewählt zu haben, viele Bio-Produkte in meinem Einkaufswagen hatte. Unser Supermarkt im Dorf ist nicht sehr gross und deshalb ist die Auswahl beschränkt. Der Supermarkt bietet vermutlich daher oftmals bereits „nur“ noch die meist teureren Bio-Produkte, sei dies für Käse, Fleisch, Nüsse, usw. an. Beim Betrachten dieser Auswahl an Bio-Produkten in meinem Einkaufswagen dachte ich zuerst: „Oh, sehr schön, ich darf mich richtig gut fühlen bei diesem nachhaltigen Einkauf!“ Jedoch habe ich mich kurz darauf gefragt, warum ich mich den gut fühlen darf? Was steckt denn wirklich hinter Bio oder den anderen Labels wie Naturafarm, Bio-Suisse, TerraSuisse, uva.?
In diesem Beitrag versuche ich etwas Licht in die „Schlacht der Labels“ zu bringen. Da die Betrachtung der Labels für alle Produkte viel zu umfangreich wäre, beschränke ich mich in diesem Beitrag auf die mir bekannten Labels für Fleisch, passend zur Beitragsserie „Regionales Schweizer Fleisch“.
Bio-Bezeichnung
Alle Labels welche mit dem Zusatz „Bio“ oder „Biologisch“ auftreten wollen, müssen die Kriterien der schweizerischen Bioverodnung erfüllen. Im Grundsatz verlangt die Verordnung folgende Punkte (vereinfacht):
- Die natürlichen Kreisläufe und Prozesse werden berücksichtigt.
- Der Einsatz chemisch-synthetischer Hilfsstoffe und Zutaten wird vermieden.
- Gentechnisch veränderte Organismen und deren Folgeprodukte dürfen nicht verwendet werden
- Die Zahl der Nutztiere ist an die für das Verwenden der Hofdünger geeignete landwirtschaftliche Nutzfläche anzupassen.
- Die Nutztiere werden während ihrer gesamten Lebensdauer auf Biobetrieben gehalten und mit Futtermitteln, die nach dieser Verordnung erzeugt worden sind, gefüttert.
- Die für die landwirtschaftliche Produktion massgebenden Vorschriften des Tierschutzgesetzes, des Gewässerschutzgesetzes , des Umweltschutzgesetzes und des Bundesgesetzes über den Natur- und Heimatschutz werden eingehalten.
Diese groben Grundsätze klingen alle sehr gut, was bedeutet dies jedoch ganz konkret? Beispielsweise dürfen Tiere nicht dauerhaft angebunden gehalten werden. Zur Fütterung der Tiere müssen wiederum biologisch zertizierte Futtermittel verwendet werden. Auf einem Bio-Hof dürfen von einer Tiergattung auch nur Tiere nach Bio-Haltung gehalten werden. Es können also nicht „normale“ und nach Bio-Richtlinien Tiere gehalten werden. Was aber bei den Bio-Zertifikaten zu beachten ist, dass auch ausländische Erzeugnisse (bspw. zur Fütterung) verwendet werden dürfen. Bio hat also nicht direkt mit einem schweizer Produkt zu tun!
Bio-Suisse
Auf schweizer Fleisch bezogen, ist Bio-Suisse das wohl bekannsteste Label. Die Anforderungen gegenüber der Bio-Verordnung sind bedeutend höher. Dies vor allem in der Tierhaltung. Bspw. müssen Ställe mit Tageslicht versehen sein. Ebenfalls muss den Tieren einen gewissen Auslauf (Frühling bis Herbst mindestens 26 Tage pro Monat) gewährt werden. Das Futtermittel ist streng geregelt. So soll wo möglich auf betriebseigenes Bio-Futter (nach Bio-Suisse) zurückgegriffen werden. Für die Gesundheit der Tiere ist ein wichtiger Punkt, dass die vorbeugende Behandlung mit Antibiotika verboten ist und nur im äussersten Notfall auf Anordnung des Tierarztes verwendet werden darf. Ausserdem gibt es noch sehr viele weitere Vorschriften für jede einzelne Tiergattung. Die kompletten Anforderungen findet ihr hier. Das Label „naturaplan“ von Coop erfüllt die Bio-Suisse Anforderungen ebenfalls.
Quelle: Bio-Suisse
Migros-Bio
Für inländische Produkte erfüllen die Migros-Bio Produkte die Anforderungen von Bio-Suisse. Für ausländische Produkte jedoch nur die Vorschriften der EU-Bio-Verordnung, welche teilweise sehr viel laschere Vorschriften aufweist. Meistens sind die angeschriebenen Migros-Bio Fleischprodukte aus der Schweiz und erfüllen somit die Bio-Suisse Anforderungen. Jedenfalls gibt es mindestens im Online-Shop keine Bio-Fleischprodukte zu kaufen, die nicht auch aus der Schweiz stammen.
Bio-Trend (Lidl) / Nature Suisse Bio (Aldi)
Die Bio-Produkte von Lidl und Aldi haben zwar ein Bio-Label, jedoch sind diese nicht nach Bio-Suisse zertifiziert, sondern erfüllen „nur“ die Anforderungen der Bio-Verordnung. Trotzdem verlangen die beiden Labels beispielsweise einen Auslauf für Tiere. Die genauen Anforderungen sind jedoch auf den jeweiligen Websites nicht zu erfahren.
Terrasuisse (Migros) / IP-Suisse
Das Label Terrasuisse der Migros hält sich 1:1 an die Anforderungen von IP-Suisse. IP-Suisse ist nicht mit Bio gleichzusetzen, da nicht alle Anforderungen an die Futtermittel und Tierhhaltung gelten. Jedoch erfüllt auch IP-Suisse hohe Anforderungen an die Tierhaltung und die Herkunft. Speziell ist sicherlich, dass der gesamte Betrieb (auch Ställe an verschiedenen Orten betrieben durch den gleichen Landwirt) alle Anforderungen erfüllen muss. Ein wichtiger Unterschied zu Bio-Suisse ist beispielsweise die Erlaubnis auch Antibiotika einzusetzen, wobei diese aber beschränkt sind. Die genauen Anforderungen findet ihr hier. Das Label „naturaplan“ von Coop ist einigermassen mit Terrasuisse zu vergleichen. Es gelten dort strengere Richtlinien als das Tierschutzgesetz der Schweiz, was die Auslaufhaltung betrifft. So müssen die Tiere immer einen Zugang zum Laufhof haben und dürfen nicht in Gruppen grösser als 50 Tiere gehalten werden (bei Kälbern).
Güt fühlen ja, sicher sein nein
Bei den gekauften Produkten mit dem Bio-Suisse oder Migros-Bio Label darf man sich auf jedenfall gut fühlen. Auch die anderen Labels gewähren einem etwas Sicherheit über die Tierhaltung und Fütterung. Wie sich jedoch im Wirrwarr der Vorschriften und Anforderungen der verschiedenen Labels zeigt, kann man trotzdem nie so richtig sicher sein, was man denn genau gekauft hat. Es stellt sich in der „Label-Schlacht“ schlussendlich schon die Frage, ob der Konsument den Mehrpreis bezahlt, um ein gutes Gefühl zu haben oder tatsächlich zu wissen, was dahintersteckt!
Wer die Labels in einen Punktevergleich sehen möchte, kann den Vergleich von WWF anschauen. Dort sind noch andere Labels kurz beschrieben und mit Punkten versehen.
Nun interessiert uns wie ihr mit der Label-Schlacht umgeht? Kauft ihr ganz bewusst nur Bio-Fleisch? Wieso? Und was gibt es für Argumente die „Schlacht“ nicht mitzumachen?
Quelle Beitragsbild: www.bio-suisse.ch